Das Matriarchat im mexikanischen Juchitán

By Published On: Montag, 31. August 20092,7 min read2 Comments on Das Matriarchat im mexikanischen Juchitán

Juchitan: Die Frau als Oberhaupt der Familie

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist immer wieder Thema in politischen Debatten und Feministinnen kritisieren nach wie vor die Dominanz der Männer in den meisten modernen Gesellschaften. Ein Blick in die Führungsebenen von großen Unternehmen oder von politischen Parteien ist ihr liebstes Beispiel.
Dass es auch ganz anders geht, zeigen die Frauen von Juchitán, der „Stadt der Blumen“ in Oaxaca. Hier sind die Frauen Stammhalterinnen und Oberhäupter der Familie. Nicht die Söhne, sondern die Töchter erben automatisch den Familienbesitz, wenn die Eltern sterben. Familienangelegenheiten werden ebenfalls von den weiblichen Familienmitgliedern geregelt. Wenn ein Mädchen 15 Jahre alt und somit „Reina“ („Königin“) wird, feiern die Familien ein riesiges Fest. Zu dem Anlass werden extra hochwertige Schmuckstücke angefertigt, Trachten gestickt und sehr viel Essen gekocht.

die "mächtigen" Frauen von Juchitán (Fotoquelle: http://www.saunalahti.fi/penelope/Feminism/matrifoc.html)

die „mächtigen“ Frauen von Juchitán (Fotoquelle: http://www.saunalahti.fi/penelope/Feminism/matrifoc.html)

Die Geschäftsfrauen von Juchitan

Und was ganz besonders ist: In Juchitán bestimmen die Frauen das Wirtschaftsleben. Während die Männer oft keinem richtigen Beruf nachgehen und sich um Haus und Feld kümmern, betreiben die Frauen den Handel – eine verrückte Welt? Tatsächlich funktioniert das öffentliche Leben und der Markt von Juchitán sehr gut. Es herrscht wenig Konkurrenzdenken, es kommt zu keiner übermäßigen Geldanhäufung und es gibt keine großen Hierarchien. Überschüsse werden nicht akkumuliert, sondern für große Feiern verwendet (und davon gibt es viele). Von den wirtschaftlichen Krisen, die den mexikanischen Staat in den letzten Jahren arg betroffen haben, ist Juchitán weitgehend verschont geblieben. Der Handel und die Produktion sind auf die Befriedigung der Lebensbedürfnisse der Kommune ausgerichtet; Qualität ist wichtiger als Quantität. Nicht umsonst hat die Bevölkerung der Stadt am Pazifik eine hohe Lebenserwartung, nur wenige Säuglinge sterben bei der Geburt und die Babies haben ein für Mexiko überdurchschnittlich hohes Geburtsgewicht.
In Juchitán hat das Matriarchat überlebt und trotz des im sonstigen Mexiko so verfestigten „Machismo“.

ein Muxe in Juchitán (Fotoquelle: http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=118490)

ein Muxe in Juchitán (Fotoquelle: http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=118490)

Marimachas und Muxe

Und ein weiteres, interessantes Phänomen: Homosexuelle werden in der südlichen Stadt gesellschaftlich anerkannt. Die sogenannten „Marimachas“ und „Muxe“ werden auch als eine Art „drittes Geschlecht“ bezeichnet. Ein Muxe ist beispielsweise ein Mann, der sich wie eine Frau kleidet und auch die „Frauenarbeiten“ (oder spezielle Arbeiten für Muxe) in Juchitán übernimmt. Ein Muxe kann aber trotzdem mit einer Frau verheiratet sein und Kinder haben. Wer tiefer in dieses Thema einsteigen möchte, kann hier weiterlesen.
Die Frauen von Juchitán und das dortige Gesellschaftssystem faszinieren Wissenschaftler seit längerem. Inzwischen hat die Autorin Veronika Bennholdt- Thomsen auch schon zwei Bücher zu Juchitán geschrieben bzw. herausgegeben:

Juchitan. Stadt der Frauen. Vom Leben im Matriarchat.
und
Frauen Wirtschaft. Juchitan, Mexikos Stadt der Frauen.

Juchitan liegt im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Es kann auf der Fahrt von der Stadt Oaxaca in den Bundesstaat Chiapas besucht werden. Im Hotel Lopez Lena Palace kann einfach aber gut übernachtet werden.

Ulrike

Hallo, ich bin Ulrike. Ich arbeite seit 2009 bei MEXICO MIO. Hier schreibe ich über Aktuelles und Besonderes aus Mexiko. Wenn ihr Fragen habt oder meine Reiseberatung in Anspruch nehmen möchtet, hinterlasst einfach einen Kommentar oder schreibt mir eine Email an ulrike@mexico-mio.de.

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