Arte Popular – Mexikos kreative Seele

4,6 min read|Published On: Donnerstag, 3. Juli 2025|By |0 Comments on Arte Popular – Mexikos kreative Seele|
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Marlen

Hallo, ich bin Marlen. Ich bin Geschäftsführerin bei MEXICO MIO. Hier im Blog nehme ich euch zu meinen Reisen in mein Lieblingsland Mexiko mit. Ab und zu berichte ich auch von guten Büchern oder gebe euch Reisetipps. Bei deiner persönlichen Reiseplanung bin ich dir gern behilflich - schreibe mir einfach eine Email an marlen@mexico-mio.de oder rufe an!

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Mexiko ist ein Land, in dem Kunst nicht nur in Museen existiert, sondern in den Straßen, auf den Wänden und in den Händen seiner Menschen lebt. Während unserer Reise durch Oaxaca und Mexiko-Stadt tauchten wir tief in die Welt der Arte Popular ein – eine lebendige Ausdrucksform, die Tradition, Identität und Widerstand vereint.​

In Oaxaca begegneten wir der kraftvollen Sprache der Lithografie, die Geschichten ohne Worte erzählt. In Mexiko-Stadt trafen wir auf die fantasievollen Alebrijes, farbenfrohe Fabelwesen, die die kreative Seele des Landes verkörpern. Beide Erlebnisse zeigten uns, wie tief verwurzelt und gleichzeitig dynamisch die Arte Popular in Mexiko ist.​

Ein Spaziergang durch Oaxacas Straßenkunst

Ein Spaziergang durch Oaxacas um Straßenkunst zu entdecken

Gemeinsam mit dem Künstler Antonio Aguilar erkundeten wir die Straßen von Oaxaca. Aguilar, der sich auf großformatige Malerei und Druckgrafik spezialisiert hat, führte uns zu beeindruckenden Street-Art-Werken, die Geschichten erzählen und zum Nachdenken anregen. Diese Kunstwerke sind nicht nur Dekoration, sondern Ausdruck sozialer und politischer Botschaften.​

Die Straßenkunst in Oaxaca hat eine tiefe Verbindung zu sozialen Bewegungen und Protesten. Besonders während des Lehrerstreiks im Jahr 2006, der zu einer siebenmonatigen Besetzung der Stadt führte, erlebte die Produktion von öffentlicher Kunst einen Aufschwung. Künstlerkollektive wie die Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca (APPO) nutzten Wandmalereien, um ihre politischen Botschaften zu verbreiten und die Gemeinschaft zu mobilisieren.

Ein weiteres bemerkenswertes Kollektiv ist Lapiztola, dessen Name eine Wortkombination aus „lápiz“ (Bleistift) und „pistola“ (Pistole) ist. Sie verwenden Stencils, Fotografie und digitale Medien, um auf Themen wie Rassismus, Verschwindenlassen und Gewalt aufmerksam zu machen.

Diese lebendige und ausdrucksstarke Kunstform macht Oaxaca zu einem einzigartigen Ort, an dem Kunst und Aktivismus Hand in Hand gehen.

Kreativität in der Tallera

Nach unserem inspirierenden Spaziergang mit Antonio Aguilar führte uns der Weg zu Etnofood – einem kreativen Ort, der Kulinarik und Kunst vereint. Im Herzen Oaxacas befindet sich hier Aguilars Grafikwerkstatt, seine Tallera, in der wir an einem Linolschnitt-Workshop teilnahmen.​

Teilnahme an einem Linolschnitt-Workshop

Unter seiner fachkundigen Anleitung durchliefen wir jeden Schritt des kreativen Prozesses: vom ersten dibujo (Zeichnung) über das sorgfältige Gravieren der Linolplatte bis hin zum finalen Druck an der Presse. Mein eigenes Kunstwerk zeigt einen Jaguar – mein Seelentier – und Erdbeeren, die meine persönliche Essenz symbolisieren. Dieses Bild erinnert mich nun täglich an meine spirituelle Mexiko Reise und lässt mich die Kunstform der Lithografie mit neuer Wertschätzung betrachten.​ Durch diesen Workshop habe ich eine Vorstellung davon bekommen, wie viel Zeit und Kraft in solch großflächige Formate gesteckt wird.​

Arte Popular – Kunst des Volkes und des Widerstands

Die Arte Popular, also die mexikanische Volkskunst, ist weit mehr als nur dekoratives Handwerk. Sie ist ein lebendiger Ausdruck kultureller Identität, sozialer Realität und politischer Stellungnahme.​

  • Kulturelle Wurzeln: Die Arte Popular vereint präkolumbianische Traditionen mit kolonialen Einflüssen und spiegelt die vielfältige Geschichte Mexikos wider.​
  • Soziale Bedeutung: Während der mexikanischen Revolution und darüber hinaus diente die Volkskunst als Medium, um soziale Ungleichheiten und politische Missstände anzuprangern. Künstler wie José Guadalupe Posada nutzten ihre Werke, um gesellschaftliche Kritik zu üben.​
  • Kollektive Kreativität: Initiativen wie die Taller de Gráfica Popular förderten kollektive Kunstprojekte, die sich mit Themen wie Gerechtigkeit, Freiheit und nationaler Identität auseinandersetzten.​

In der heutigen Zeit bleibt die Arte Popular ein kraftvolles Instrument, um Geschichten zu erzählen, Traditionen zu bewahren und gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren.​

Mexiko-Stadt: Die Wiege der Alebrijes

In Mexiko-Stadt besuchten wir die Werkstatt der Künstler Óscar Becerra Mora und Rubén Mica. Die beiden erschaffen gigantische Alebrijes – farbenfrohe Fabelwesen aus Pappmaché, die bei zahlreichen Umzügen zum Einsatz kommen. Neben ihrem künstlerischen Schaffen engagieren sie sich auch in Schulen, um Kindern auf spielerische Weise ihr kulturelles Erbe näherzubringen. Ihre Werkstatt steht zudem Touristen offen: Besucher haben die Möglichkeit, vorgefertigte Pappmaché-Figuren selbst zu bemalen und so einen Einblick in die Entstehung dieser einzigartigen Kunstwerke zu erhalten.

So erfährt man z.B. dass die Alebrijes ursprünglich aus Mexiko-Stadt stammen. In den 1930er-Jahren erschuf der Künstler Pedro Linares die ersten dieser fantastischen Kreaturen aus Pappmaché, inspiriert von seinen Fieber-Träumen während einer Krankheit. Später adaptierten Handwerker in Oaxaca die Idee und begannen, Alebrijes aus Holz zu schnitzen, wodurch zwei unterschiedliche Traditionen entstanden.

Werkstatt der Künstler Óscar Becerra Mora und Rubén Mica.

Während meines Besuchs war ich nicht selbst kreativ tätig, hatte jedoch das Glück, ihre aktuelle Ausstellung zu sehen, die Ofrendas in Verbindung mit Lucha-Libre-Kämpfern zeigt. Im Rahmen des Día de los Muertos werden in Mexiko nicht nur Familienangehörige geehrt, sondern auch kulturelle Ikonen. Besonders in Mexiko-Stadt sind Ofrendas zu Ehren verstorbener Lucha-Libre-Legenden wie El Santo, Blue Demon oder La Parka verbreitet. Diese Altäre sind oft mit Masken, Miniatur-Ringen und anderen Symbolen des Wrestlings geschmückt und zeigen die tiefe Verwurzelung der Lucha Libre in der mexikanischen Popkultur

Nach diesen intensiven kulturellen Eindrücken erwartet uns im letzten Teil meines Reiseberichts ein kulinarisches Highlight: eine Streetfood-Tour durch Mexiko-Stadt. Wir tauchen ein in die Welt der Tacos – von traditionellen Rezepten bis zu modernen Interpretationen – und entdecken, wie die mexikanische Küche ihre eigene Form von Arte Popular darstellt.​ Stay tuned!

Verpasst? Teil 1 des Reiseberichts:
Temazcal & Limpia – Wenn Mexiko dein Herz berührt

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